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Wahl der Schule für blinde und sehbehinderte Kinder

Die erste grundlegende Entscheidung bei der Wahl einer Schule ist die Entscheidung für den Besuch einer Förderschule bspw. mit dem Förderschwerpunkt Sehen oder die inklusive Beschulung an einer Regelschule.

Die letztendliche Entscheidung hängt von vielen Abwägungen ab. Häufig können diese Abwägungen erst nach näherer Beschäftigung mit in frage kommenden Schulen getroffen werden. Der Besuch der jeweiligen Förder- und Regelöschulen ist ratsam. In einem Gespräch mit Schulleitung und eventuell bereits in Frage kommenden KlassenlehrerInnen und FörderlehrerInnen kann die Motivation und herangehensweise der Schule ausgelotet werden. Erfahrungsgemäß kann die Auswahl einer in Frage kommenden Regelschule den Besuch mehrerer möglicher Schulen benötigen. Auch die Ausgestaltung des Besuchs einer Förderschule sollte detailliert geprüft werden. Neben dem Fahrweg, der sicherlich meist eine Abwägungssache ist, sollten auch Merkmale wie Klassengröße und -gestaltung, Zugang zu Hilfsmitteln (bspw. wann PC und Braillezeile erlernt werden) und Ausgestaltung von LPF-Unterricht (Gruppengröße, Fachkräfte vorhanden) geprüft werden.

Häufig abzuwägende Themen bei der Wahl einer Schulform sind:

  • Qualität in Frage kommender regulärer sowie Förderschulen (im folgenden einfach "Schulen").
  • Entfernung der jeweiligen Schulen (häufig sind reguläre Schulen eher Wohnortnah gelegen, Förderschulen werden nur nach längerer Fahrt erreicht).
  • Motivation der regulären Schulen für die Durchführung einer inklusiven Beschulung und der Schaffung der anfangs oft noch nicht vorhandenen notwendigen Kompetenzen im Kollegium.
  • Einschätzung der Kompetenzen und Fähigkeiten des Kindes, sowie Notwendigkeit für speziellen Förderbedarf.
  • Rechtlicher und organisatorischer Aufwand für die jeweiligen Schulformen (Beantragung von Assistenz und Hilfsmitteln in inklusiver Beschulung vs. Förderschulkompetenz welche alle diese Fragen selbstständig regelt).
  • Perspektivischer Zugang zum (ersten) Arbeitsmarkt je nach Schulabschluss.
  • Zugang zu aufbereitetem oder anderweitig zugänglichem Unterrichtsmaterial.
  • Ausbildung sozialer Kompetenzen durch Freundschaften mit Mitschülern.

„Einschulung"

Herr Prof Brambring hat in seinem Aufsatz eine sehr gute Zusammenfassung der Entscheidungsmöglichkeiten für die Schule beschrieben:

Die Wahl der geeigneten Schule stellt für Eltern blinder und hochgradig sehbehinderter Kinder eine weitere Herausforderung und oftmals eine erneute Phase der Unsicherheit dar. Bei der Entscheidung für die geeignete Schule sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen und gegeneinander abzuwägen:

  1. Eine Integration des blinden oder hochgradig sehbehinderten Kindes in die Regelschule setzt voraus, dass das blinde Kind über vergleichbare Leistungs- und Sozialfähigkeiten wie die sehenden Kinder verfügt.
  2. Eine Integration erfordert in der Regel von den Eltern einen vermehrten Einsatz an Unterstützung für das blinde Kind, z.B. bei der Schulaufgabenbetreuung. Es sollte geklärt werden, ob die zusätzliche Belastung unter familiären Gesichtspunkten zu leisten ist.
  3. Bei einer Integration muss eine hinreichende Unterstützung durch die Fachlehrer/innen einer Blinden- und Sehbehindertenschule gewährleistet sein, damit das blinde Kind die Punkt- (Braille-) Schrift erlernen kann und damit die Schulbücher sowie die Unterrichtsmaterialien für das blinde Kind umgearbeitet werden.
  4. Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt bezieht sich auf die Frage, in welcher Schule für das Kind bessere Chancen für angemessene soziale Kontakte bestehen. Dabei sollte nicht nur die Möglichkeit zu sozialen Kontakten in der Schule, sondern auch im Freizeitbereich bedacht werden.

Die Entscheidung für die angemessene Schule ist für die Eltern nicht einfach, da im Vorfeld eine eindeutige Beantwortung der genannten und eventuell weiterer Fragen meist nicht möglich ist. Deshalb sollten viele Gespräche mit den Fachleuten der Blinden- und Regelschule geführt werden, damit die Eltern entscheiden zu können, welche Art des Unterrichtes sie für ihr Kind für möglich halten und bevorzugen.“

Weiterführende Links

Ratgeber für den Gemeinsamen Unterricht

www.familienratgeber.de

Blista in Marburg

Das bekannteste Kompetenzzentrum in Deutschland zum Thema Blindheit und Schule ist die Blista in Marburg. Unter www.blista.de gibt es viele nützliche Informationen.