2. Jugendseminar der bebsk in Duisburg
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Das diesjährige Jugendseminar fand unter dem Motto„Wie klappt es eigentlich mit Jaws, Zoomtext und Co? Tipps und Tricks bei technischen Hilfsmitteln“ statt.
Dazu trafen sich sowohl Jugendliche als auch interessierte Eltern wieder in der Jugendherberge in Duisburg. Hier waren wir bereits letztes Jahr untergebracht und total begeistert, dass alle Hinweisschilder, Treppen, Zimmer und auch die Tagungsräume mit Blindenschrift versehen waren. Für die Jugendlichen bedeutete dies, dass sie sich innerhalb kürzester Zeit auch selbständig im Haus bewegen konnten.
Ebenso wie im letzten Jahr begann die Veranstaltung am Freitagabend mit einem Tanzworkshop. Hierzu hatte wir zum dritten Mal Herrn Hühner von der Tanzschule Gödde aus Dortmund engagiert. Er hatte sich wieder große Mühe gemacht hatte, für die Jugendlichen passende Tänze zu entwickeln. Diesmal stand sogar Rock ́n ́Roll auf dem Programm. Währenddessen lernten sich die anwesenden Eltern näher kennen und tauschten sich zu den Erwartungen an das Seminar aus.
Am Samstag begann dann der Technik- und Hilfsmittelteil zunächst mit allen zusammen. Firma Papenmeier war mit drei Mitarbeitern angereist, um uns bei den Fragen hinsichtlich der technischen Hilfsmitteln zu unterstützen. Zunächst fand eine allgemeine Einführung statt, welche Systeme es gibt und wie diese sich unterscheiden. Jeder Jugendliche hatte seinen Computer und seine Braillezeile mitgebracht, aber auch die Handys. Hier zeigte sich sehr schnell, dass die Computersysteme und Braillezeilen sich teilweise stark unterschieden. Bei den Handys dagegen war – jedenfalls bei den Jugendlichen – das iPhone und damit die Software „Voice over“ das Hilfsmittel der Wahl. Es wurde ein Themenkatalog erstellt, über die Fragestellungen, die die Jugendlichen und die Eltern hinsichtlich der Hilfsmittel hatten.
Als wichtige Themen kristallisierten sich die Einstellungsmöglichkeiten im Screenreader, der Umgang mit PDF Dateien und dem Internet, sowie barrierefreie Apps für das Handy heraus. richt hatten, wurden von den zwei Jugendbetreuern „bespaßt“.
Nach der Einführung wurden bei den Jugendlichen Kleingruppen von 2-3 Personen gebildet, um mit jedem Einzelnen intensiv arbeiten zu können.
Diejenigen, die gerade keinen Unterricht hatten, wurden von den zwei Jugendbetreuern „bespaßt“.
Zeitgleich fand die Elternberatung in einem anderen Seminarraum statt.
Nach dem Mittagessen ging es mit der Gruppenarbeit weiter. Bei den Eltern stand jetzt das iPhone im Vordergrund.
Im Anschluss an die Gruppenarbeit konnten in Einzelgesprächen ganz spezifische Fragen hinsichtlich des eigenen Systems gestellt werden. Hier stellte sich heraus, dass die Zusammenstellung der Komponenten und des Screenreaders entscheidend sein kann, für den reibungslosen Arbeitsablaufes mit dem Computersystem.
Die Mitarbeiter der Fa. Papenmeier hatte auch eignen Braillezeilen dabei, die man sich unverbindlich anschauen konnte. Gleichzeitig konnten die Teilnehmer untereinander über die unterschiedlichen Braillezeilen und Computer sprechen.
Abends stand für die Jugendlichen nochmals Bewegung durch Tanzen auf dem Programm. Das war nach dem intensiven Arbeiten an den Arbeitsplätzen ein guter Ausgleich. Natürlich durfte auch eine kleine Vorführung des Erlernten nicht fehlen. Es war erstaunlich, wie toll alle Jugendlichen, auch diejenigen, die zum ersten Mal an einem Tanzworkshop teilnahmen, die Tänze meisterten. Hilfe dafür bekamen sie durch drei Tanzschülerinnen aus der Tanzschule und einem Freund.
Nach dem Tanzen stand dann noch der Austausch zwischen den Jugendlichen an, ebenso wie der der Eltern.
Am Sonntag stand das Handy als Mobilitätshilfe im Vordergrund. Es wurden Navigationsapps und andere Apps besprochen, die nützlich sein können, wenn man unterwegs ist. Nachdem unterschiedliche Apps heruntergeladen worden waren, ging es an den Selbst versuch. Dabei zeigte sich sehr schnell, dass die Benutzung solcher Apps gar nicht einfach ist und dass diese teilweise erhebliche Schwächen aufwiesen. Zwar waren die getesteten Apps mit Sprachausgabe benutzbar, allerdings wurden jedenfalls auf der Braillezeile nicht alle Angaben angezeigt. Teilweise war der angezeigte Informationsausschnitt missverständlich. Je nachdem, welche App man benutzte, wurden Straßenüberquerungen nicht oder total verspätet angesagt. Richtungsangaben waren vor allem dann, wenn die Wege nicht gut befestigt waren, verwirrend. Und der Akku des Handy war auch innerhalb kürzester Zeit leer.
Fazit nach einer Stunde: Wir waren ziemlich frustriert. Vor allem für uns sehende Eltern, die ganz selbstverständlich Naviagtionssoftware im Auto benutzen oder uns auch schon mal über Google Maps führen lassen, wurde wieder deutlich, wie viel Informationen wir ganz unbewusst über den Kanal Sehen aufnehmen und dann mit den Informationen der Apps abgleichen. Dies ist eine Möglichkeit, die unseren Kindern nicht zur Verfügung steht.
Und zwei Dinge wurden auch klar:
1.
Eine solche App kann nur benutzt werden, wenn vorher die Fortbewegung mit dem Blindenstock im Straßenverkehr mit einem Mobilitätstraining erlernt wurde.
2.
Auf keinen Fall darf man sich auf solche Apps verlassen, vor allem in unbekanntem Terrain. Die Gefahr einfach auf die Straße zu kommen, ist sehr groß.
Gleichwohl möchte ich einen positiven Ausblick aufzeigen. Eigentlich hatte ich Navi-Apps nach diesem Seminar erst einmal frustriert in der „Schublade“ verschwinden lassen wollen. Aber Tim hat mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zum Glück! Zwei Wochen nach dem Seminar verpasste Tim seinen Busausstieg und wusste zunächst nicht, wie er nach Hause kommen sollte. Er schaltete also sein Handy ein, ließ sich seinen Standort anzeigen und suchte mit Hilfe der Navi-App den Weg nach Hause. Und er kam an!!! Daraufhin beschlossen wir,dass er die Apps anhand von Wegen testen soll, die er bereits kennt und dadurch auch lernt, wo die Schwachstellen sind.
Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass wir auf dem Seminar diese Erfahrungen machen konnten und finde es toll, dass die Mitarbeiter der Fa. Papenmeier uns unabhängig von ihren Produkten so gut in dem Seminar unterstützt haben.
Marion Böttcher