Elternseminar am Möhnesee
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Nach dreieinhalb Stunden Fahrt kommen wir, d.h. Amanda, meine Tochter und ich in Möhnesee in Nordrhein-Westfalen an. Die andere Hälfte der Familie haben wir Zuhause gelassen. Die Sonne scheint und wir sind wirklich gut durchgekommen. Ich bin schon aufgeregt. Ein verlängertes Wochenende mit vielen fremden Menschen – Familien, die ähnliche Geschichten haben. Ich bin wirklich gespannt, was auf mich zukommt. Als wir das Bildungs- & Freizeitzentrum Heinrich-Lübke-Haus betreten werden wir mit einem strahlenden Lächeln und Handschlag empfangen. Ab diesem Zeitpunkt fängt es bei mir an zu tauen.
Wir beziehen unser Zimmer und begeben uns Richtung Gartenterrasse, wo schon einige der anderen Teilnehmer sitzen. Ein kleines Kaffee- & Kuchenbüfett ist vorbereitet und da es sich besser mit etwas in der Hand beobachten lässt, holen Amanda und ich uns Kaffee, Kuchen und CapriSonne. Wir sitzen nicht lange, da begegnen uns freundliche Blicke und auch der ein oder Satz in unsere Richtung fällt. Die Menschen sind offen. Sie sind alle hier, um sich mit den anderen Familien auszutauschen. Es wird geschwatzt und gelacht. Um 17.30 Uhr werden wir zurKennenlern-Runde gebeten, wo unter anderem die Eltern vorgestellt werden,die das 1. Mal mit zum Elternseminar sind. Aha, es gibt also Wiederholungstäter. Das klingt nicht schlecht. Leider kann ich mir fast keinen der Namen merken, denn 1. bin ich immer noch aufgeregt und 2. gibt es bei der Menschen und Kindermenge recht laute Nebengeräusche. Egal. Danach geht es Essen. Wir werden mit einer jungen Familie an einen Tisch gesetzt. Sie sind ebenfalls etwas zurückhaltend und es stellt sich heraus, dass sie ebenfalls „die Neuen“ sind. Treffer. Habe mich gleich in deren kleine Tochter verliebt.
Nach dem Essen und der Begrüßung der Seminar-Teilnehmer leert sich der Speisesaal und die Familien verteilen sich Richtung Zimmer oder Terrasse. Ich bringe Amanda Richtung Bett und hoffe, dass sie bald schläft, denn ich möchte mich unbedingt zu den anderen Eltern auf die Terrasse gesellen. Ich habe so viele Fragen und möchte so viel wissen. Mist – ich habe das Babyfon vergessen. Und jetzt? Es stresst mich und natürlich will Amanda nichteinschlafen. Die merkt sicher meine Anspannung und für sie ist ja auch alles anders. Letztendlich mache ich ihr eine Geschichten-Playlist an und gehe doch runter auf die Terrasse, um alle 15 bis 20 Minuten zum Zimmer zu flitzen, um zu kontrollieren, ob sie schläft. Sie schläft irgendwann um 23.30 Uhr selig mit Geschichte ein. Eine Bekannte aus Hamburg lächelt und sagt, dass ich entspannter werden sollte.
Es war ein hochinteressantes Familien-Seminar, wo sich viele Familien aus ganz Deutschland mit Kindern unterschiedlichsten Alters tummelten, was den Austausch umso interessanter gestaltete. Eine tolle Organisation machte den Einstieg in die verschiedensten Seminarbeiträge gut möglich. Soviel zum drumherum, welches uns wirklich gut gefallen hat. Der Rahmen war genau richtig um in schöner Atmosphäre ganz unbefangen mit unseren „Themen“ umzugehen, sich auszutauschen und auch noch etwas zu lernen.
Inhaltlich wurde einiges geboten:
Ein Schwarzes Brett“ in der Eingangshalle lies jeder Zeit einsehen, wann wo welche Veranstaltung für die Eltern stattfand während Kinder ab 4 Jahre von Freiwilligen betreut wurde, was mir ermöglichte, mich voll auf die Veranstaltungen und deren Teilnehmer zu konzentrieren. Ich habe den kurzfristig von der Firma Apfel-Fleger abgesagten Vortrag über die „Apple-Einweisung für Blinde und Sehbehinderte“ in Anspruch genommen, der kurzer Hand von Per und Moritz mit Bravour übernommen wurde. Etliche Screenshots, um auch ja keine Infos zu verpassen, waren die Folge und ich bin immer noch am Aufarbeiten – es waren wahnsinnig viele Informationen.
Zeitgleich fand die Technische Hilfsmittelausstellung der Firmen Handytech und IPD in der Empfangshalle statt, die hervorragend auf dem Weg zum Speisesaal zu erreichen war und sehr gut besucht wurde.
Der Vortrag mit anschließender Gruppendiskussion von Herrn Prof. Dr. Brambring über „Blinde & Sehbehinderte Kinder und deren Entwicklung im Allgemeinen“ war sehr interessant und Herr Prof. Dr. Brambring nahm sich für jede
Frage Zeit. Ein guter Einstieg für die späteren Einzelgespräche, wer sich einen Termin geholt hatte.
Wer nicht zur Veranstaltung von Herrn Prof. Dr. Brambring war, der besuchte den Blista Spieleworkshop mit Spieleausstellung und / oder den Vortrag von Christiane Brannach über „Werkstattorientierte Förderung“.
Neben vielen Vorträgen gab es auch kreative Aktivitäten wie Fühlbücher basteln mit Annette Strack, was ich mit viel
Freude wahrgenommen habe, als auch Beton und Speckstein bearbeiten, woran sowohl die Kinder und die Erwachsenen großes Interesse und Spaß hatten. Den Vortrag von Herrn Dr. Dieter Fischer mit dem Thema „Wann ist genug „genug“?“ wurde von mir leider nicht besucht, was mein Fazit unterstreicht, - für eine halbe Familie kann das Familienseminar schon fast „zu viel“ im positiven Sinne sein, da so viel Interessantes und Wissenswertes geboten wird. Die positiven Interaktionen mit anderen Eltern sowie die freundliche Stimmung und der Austausch während des Tages und später auf der Terrasse wareneine große Freude.
Ich möchte mich wirklich herzlichst bei den Organisatoren bedanken. Die Veranstaltung war rundherum gelungen. Es war sehr informativ, und wir haben uns willkommen gefühlt. Diese Erfahrung würde ich wirklich jedem empfehlen und freue mich bereits auf das nächste Mal.
Jana Judah-Mörck