Judotrainingslager in Unterschleißheim 2016
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In den Osterferien meldeten wir Jonathan im Rahmen des örtlichen Ferienprogramms zu einen Schnupperkurs Budo an.
Leider unterschätzte der Trainer, obwohl ich ihm unsere besondere Situation geschildert hatte, Jonathans Sehbehinderung völlig. Die Stunde lief komplett an ihm vorbei und am nächsten Tag war Jonathan nicht mehr dazu zu bewegen noch einmal hinzugehen. Unser erster Kontakt mir einer asiatischen Kampfsportart war also nicht sehr positiv.
Als die Einladung zum diesjährigen Judotrainingslager rauskam und ich Jonathan von der Möglichkeit erzählte mit anderen blinden und sehbehinderten Kindern und erfahrenen Trainern Judo zu probieren war er aber sofort begeistert und neugierig.
Mit viel Vorfreude, aber auch etwas aufgeregt machten wir uns Freitagnachmittag auf den Weg nach Unterschleißheim. Wie 2015 fand das Trainingslager im Ballhausforum einem Volleyballleistungszentrum statt. Hier gibt es optimale Bedingungen ein Dojo, eine große Sporthalle, Aufenthaltsräume und Übernachtungszimmer, für Frühstück und Abendessen sorgt ein kleines Restaurant direkt hinter dem Sportzentrum. Für den späten Nachmittag war eine erste Trainingseinheit geplant. Da die Autobahn frei war kamen wir pünktlich in Unterschleißheim an und wurden gleich freundlich von Christel und den Trainern Stefan und Christian empfangen. Nach und nach trudelten einige andere Teilnehmer (Leonie, Felix und Jonas) in der Trainingshalle ein. Während im Dojo das Training der regulären Judogruppe (in der auch Nathan und Samuel trainieren) anfing, sollte im Nebenraum unsere erste Einheit „Fallschule“ stattfinden. Trotz der großen Vorfreude war Jonathan nun plötzlich doch unsicher und schüchtern als er sich einen Judoanzug ausleihen durfte und es losgehen sollte. Christian hatte sofort eine gute Verbindung zu den Kindern, vermittelte auch den Kontakt zwischen den Kindern und schon nach wenigen Minuten konnte man sehen, Jonathan hat richtig viel Spaß. Beim anschließenden Abendessen das mit Schnitzel und Pommes voll seinen Geschmack getroffen hat, kamen noch die Teilnehmer (Kilian und Milo) mit sehr weiter Anreise dazu. Als später die Kinder ins Bett gegangen waren, trafen sich die Erwachsenen zur weiteren Unterhaltung im Aufenthaltsraum. Der Samstagmorgen begann mit leckerem Frühstück, so dass wir gut gestärkt zum Training antreten konnten.
Bei den Judoeinheiten am Samstag und Sonntag wurde unsere kleine Gruppe noch durch die Kinder der örtlichen integrativen Judogruppe und einige ältere Judokas die auch als Übungspartner zur Verfügung standen, verstärkt. Wie schon am Freitag war ich sehr positiv überrascht wie körperlich nah und zugewandt Christian und Stefan, aber auch die anderen Übungsleiter mit den Kindern umgegangen sind. Höhepunkt der jeweiligen Trainingseinheiten waren die kleinen Wettkämpfe, bei denen es den Kindern sichtlich Freude machte sich über die Matte zu schieben, zu werfen oder sich gegenseitig auf dem Boden festzuhalten.
Zum Mittagessen gab es Pizza und anschließend Verdauungspause mit dem Film „Der Räuber Hotzenplotz“ bevor die nächste Trainingsrunde anstand. Obwohl die meisten Kinder beim Abendessen erschöpft und müde in den Seilen hingen, waren bei der Meinungsabfrage fürs Kegeln alle wieder mit Begeisterung dabei. Tatsächlich wurde noch fast 2 Stunden sehr engagiert gekegelt. Ein besonderes Highlight war für uns, dass man mal kurz und nicht ganz offiziell mittig zwischen den 2 Kegelbahnen nach vorne laufen konnte, um ganz nah zu sehen und zu hören, wie die Kegel umfallen, dann nach oben gezogen und schließlich wieder neu aufgestellt werden.
In den Sonntag starteten wir etwas müde, aber durchweg gut gelaunt. Leider vergingen die 2 Stunden Judotraining viel zu schnell und schon war es wieder Zeit sich zu verabschieden.
Es war ein tolles Wochenende. Uns hat es sehr gut gefallen und wir freuen uns schon auf das nächste Mal.
Sonja Schuster mit Jonathan